Ich bin kein Gescheiterter - Andreas Ottl ber Bayern, 11FREUNDE

Publish date: 2024-12-08

Andreas Ottl, freuen Sie sich noch auf den Bun­des­liga-Samstag?
Ich schaue mir die Spiele immer gerne an. Aber Samstag, 15.30 Uhr, ist nicht mehr der wich­tigste Termin der Woche, wie es die letzten acht oder neun Jahre war. Ich bin ja momentan auf Ver­eins­suche.
 
Abge­sehen von Ihrer per­sön­li­chen Situa­tion: Ist die Bun­des­liga nicht schreck­lich lang­weilig?
Der eine oder andere mag es so sehen, doch mir macht es Spaß, den FC Bayern zu beob­achten, zu sehen, wie stark das Team geworden ist. Da ist es mir fast egal, dass es nicht mehr den Zwei- oder Drei­kampf gibt wie noch vor einigen Jahren.
 
Früher wurden andere Teams stark, wenn die Bayern Fehler machten. Das Pro­blem: Die Bayern erlauben sich seit drei Jahren keine Fehler mehr. Kann es in naher Zukunft über­haupt mal wieder einen Zwei­kampf geben?
Der FC Bayern hat natür­lich sehr gute finan­zi­elle und struk­tu­relle Vor­aus­set­zungen geschaffen, um in den nächsten Jahren wei­terhin die Liga zu domi­nieren. Selbst in Europa gibt es kaum noch Mann­schaften, die dem Team gefähr­lich werden können. Trotzdem wird es auch mal wieder span­nend werden.
 
Wer könnte den Bayern denn Paroli bieten?
Es gibt durchaus Klubs, die ein ähn­li­ches finan­zi­elles Poten­zial haben und die Bayern in Zukunft zumin­dest ärgern können. Ich denke da an Wolfs­burg oder auch RB Leipzig. Zudem wird es bei den Mün­che­nern in den nächsten Jahren einen großen Umbruch geben, Franck Ribery, Philipp Lahm, Bas­tian Schwein­steiger oder Arjen Robben werden nicht jünger, und man darf gespannt sein, wie der Klub das Aus­scheiden dieser Füh­rungs­spieler meis­tert.
 
Welche Unter­schiede sehen Sie zwi­schen dem FC Bayern 2014 und dem FC Bayern 2006, mit dem Sie erst­mals Meister wurden?
Das ist schwierig zu beant­worten, denn der Fuß­ball hat sich gene­rell sehr stark wei­ter­ent­wi­ckelt. Heute sind zum Bei­spiel die jungen Spieler durch die Nach­wuchs­leis­tungs­zen­tren wesent­lich besser aus­ge­bildet. Zudem ist der Kader in der Breite noch einmal besser geworden. Sie können beim FC Bayern fast jeden Spieler nahezu gleich­wertig ersetzen. Auch des­halb kann sich eigent­lich nie­mand zurück­lehnen. Das ist auch ein Grund, wes­halb die Spieler selbst nach dem erfolg­rei­chen WM-Sommer wei­terhin so ehr­geizig und erfolgs­hungrig sind.
 
Würde der Nach­wuchs­spieler Andreas Ottl auch heute in die erste Elf berufen werden?
Warum nicht? Spieler aus der eigenen Jugend bekamen beim FC Bayern immer ihre Chancen – zumin­dest dann, wenn sie die ent­spre­chende Leis­tung zeigten. Früher hatten wir Owen Har­gre­aves, Philipp Lahm oder Bas­tian Schwein­steiger. Zuletzt Toni Kroos, Thomas Müller oder Diego Con­tento. Aktuell Pierre-Emile Höjb­jerg.
 
Aber Spieler wie Con­tento oder Höjb­jerg konnten sich bis­lang nicht dau­er­haft durch­setzen. Ist die Star-Dichte zu groß?
Natür­lich hat ein Nach­wuchs­spieler ein anderes Stan­ding als ein Neu­ein­kauf, der sich bereits bei einem anderen Verein eta­bliert hat. Und natür­lich ist es ein stei­niger Weg, wenn man das Ziel hat, bei einem der besten Klubs der Welt in der ersten Elf zu spielen. Den­noch: Es wird immer mal wieder einen Spieler geben, der es schafft.
 
Und all die anderen?
Die haben andere Mög­lich­keiten. Für mich sind sie auch nicht geschei­tert, denn als Profi Stamm­spieler beim FC Bayern zu werden, ist nicht die Nor­ma­lität.
 
Sie haben auch mal das Eti­kett des Geschei­terten bekommen. Wie sehen Sie sich?
Ich sehe mich nicht als geschei­tert. Ich hatte eine gute Kar­riere beim FC Bayern. Ich habe sechs Jahre bei den Profis gespielt, Titel gewonnen und über 130 Pflicht­spiele gemacht. Es ist nicht Nor­ma­lität, beim FC Bayern über acht oder zehn Jahre in der ersten Elf zu spielen. Philipp Lahm oder Bas­tian Schwein­steiger sind Aus­nahmen. Die aller meisten Profis wech­seln den Verein während ihrer Lauf­bahn mehr­fach.
 
Am Samstag spielt der FC Bayern beim FC Augs­burg, immerhin eine von zwei Mann­schaften, die den Bayern in der ver­gan­genen Saison eine Nie­der­lage bei­brachte. Mitt­ler­weile wird der FCA als Europa-League-Kan­didat gehan­delt. Über­rascht?
Klar. Kaum ein Fuß­ball­ex­perte hätte die Mann­schaft nach dem 14. Spieltag auf Platz drei der Tabelle ver­mutet. Augs­burg hatte zuletzt einen guten Lauf und ist defi­nitiv die Mann­schaft der Stunde.
 
Haben Sie eine Erklä­rung dafür?
Markus Wein­zierl stellt die Mann­schaft sehr gut auf die Gegner ein, zudem gibt es sieben oder acht Spieler, die schon lange zusam­men­spielen und einen sta­bilen Kern bilden. Die Mann­schaft ist nicht wegen der indi­vi­du­ellen Klasse ihrer Spieler so erfolg­reich, son­dern wegen des Team­geistes.
 
Werden die Augs­burger wieder einen Sieg erringen?
Sie werden es den Bayern auf jeden Fall schwer­ma­chen, denn die Mann­schaft ist extrem heim­stark (der FCA hat fünf von sechs Heim­spielen gewonnen, d. Red.) und ein unan­ge­nehmer Gegner. Ich tippe den­noch auf ein 3:1 für Bayern. Da bin doch zu sehr Münchner. (lacht)

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