Festspiele am Millerntor 11FREUNDE

Erst ein einziges Mal in neunzig Jahren Fußballgeschichte kam es im DFB-Pokal der Männer zu einem Stadtderby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli. In der Saison 1986/87 trafen die beiden Vereine im Achtelfinale aufeinander. Der HSV entschied das Duell mit 6:0 klar für sich. Knapp vierzig Jahre später starten die Frauen des FC St. Pauli erstmals überhaupt im Pokal – und zogen gleich in der zweiten Runde das große Los. Am Freitagabend treffen sie im Millerntor-Stadion auf die Frauenmannschaft des HSV.
„Das ist das historischste und das tollste Spiel, was man sich überhaupt vorstellen kann als erstes Frauenspiel der St. Pauli Frauen im Millerntor“, sagte Rachel Rinast, Außenverteidigerin des FC St. Pauli, im Podcast 11FREUNDE am Morgen. Für das Spiel sind bereits über 17.000 Tickets verkauft. Damit ist es schon jetzt das Frauenspiel mit den meistverkauften Karten in Hamburg. Sollten weitere Tickets verkauft werden, könnte der aktuelle Zuschauer*innenrekord im Pokal der Frauen jenseits der Endspiele geknackt werden. Die Bestmarke hält aktuell die Achtelfinal-Paarung des vergangenen Jahres zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem VfL Wolfsburg: 17.302 Zuschauer*innen kamen ins Max-Morlock-Stadion. Bei den Finalspielen finden sich sogar regelmäßig über 30.000 Fußballbegeisterte im Stadion des 1. FC Köln wieder. Beim letzten Pokalfinale im Mai zwischen Wolfsburg und dem SC Freiburg kamen 44.808 Zuschauer*innen – ein neuer Rekord.
„Bei uns herrschen absolute Amateurverhältnisse“
Für die Frauen des FC St. Pauli ist es das erste Spiel überhaupt am Millerntor. In der ersten Runde spielten sie noch in der Adolf-Jäger-Kampfbahn, der Heimspielstätte von Altona 93. Dort schafften sie es vor 1.840 Zuschauer*innen gegen den Magdeburger FFC im Elfmeterschießen in die zweite Runde. Die Frauen des HSV gewannen das erste Pokalspiel etwas souveräner mit 4:1 beim ATS Buntentor.
Nicht nur deshalb sind die Frauen des HSV bei der Partie am Millerntor die klaren Favoritinnen. Nachdem sie vergangene Saison die Meisterschaft in der Regionalliga Nord gewannen, spielen sie seit dieser Saison in der zweiten Bundesliga. Die Frauenmannschaft des FC St. Pauli kickt nach wie vor in der drittklassigen Regionalliga. Anders als bei den Männern gehört die dritte Spielklasse bei den Frauen allerdings schon zum Amateurbereich. Zudem sind die finanziellen Unterschiede zwischen den einzelnen Ligen bei den Frauen viel extremer als im Männerfußball. So können zwar die Frauen vom HSV von ihrem Gehalt kaum leben, bekommen aber immerhin etwas finanzielle Unterstützung. Bei St. Pauli sieht das anders aus: „Bei uns verdient keine einzige einen Cent und bei uns hat auch keine einzige einen Vertrag“, sagt Rinast. „Bei uns herrschen absolute Amateurverhältnisse.“
Ultrà Sankt Pauli mobilisiert
Der direkte Vergleich spricht ebenfalls nicht gerade für den FC St. Pauli. So holten die Kiezkickerinnen in den letzten fünf Partien in der Regionalliga Nord gegen den HSV lediglich einen Punkt. Ihnen bleibt aber immerhin der Heimvorteil und die Euphorie, überhaupt dabei zu sein. „Wir geben Vollgas und genießen jede Sekunde. Wir sind einfach unfassbar froh, dass so viele Leute kommen, um uns zu unterstützen“, sagt Rinast. Die Frauen dürfen sich auch auf Unterstützung von Ultragruppierungen freuen. So mobilisiert Ultrà Sankt Pauli gemeinsam mit dem Fanclub der 1. Frauen des FC St. Pauli für das Derby.
Obwohl der Kiezklub keine Sicherheitsprobleme erwartet, ist die Polizei in Alarmbereitschaft. „Wir gehen davon aus, dass die für die Polizei relevanten Fangruppierungen zahlreich im Stadion sein werden“, heißt es auf eine Anfrage der MOPO zur Einschätzung der Lage. Zur Verhinderung von körperlichen Auseinandersetzungen greife die Polizei daher auf das bewährte Einsatzkonzept zurück, das eine strikte Fantrennung vorsieht. Vielleicht zieht das Frauenderby ja auch hier mit den Männern gleich und verspricht eine aufgeheizte Atmosphäre am Millerntor.
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