Das Buch Effe - Fuball 11FREUNDE
Es ist ziemlich schnell kein Durchkommen mehr, in der Berliner Buchhandlung Dussmann, kurz vor 14 Uhr. Zwanzig Kamerateams, ebensoviele Fotografen und dreimal soviele schreibende Journalisten drängen sich im Parterre des Kaufhauses, denn heute stellt er sein Buch vor: Stefan Effenberg, der es allen gezeigt hat, wie der Buchtitel gleich unmissverständlich klargemacht hat. Was genau Stefan Effenberg allen gezeigt hat, wollen die Journalisten wissen, vor allem aber wollen sie hübsche Bilder von Effenberg. Mit dem Buch, mit dem Verleger Bernd F. Lunkewitz, mit Claudia Strunz. Und deshalb wird ziemlich viel herumgeschubst und gekeift, als Effenberg schließlich das Podium betritt, die Haare zurecht gemacht und mit bedeutungsschwangerem Spruch auf dem Jersey: „Sei lieb“. Schwer ironisch ist das natürlich und so schaut Effenberg auch die ganze Zeit. Doch just, als Moderator Oliver Welke das Wort ergreifen möchte, ist plötzlich Radau im Foyer. Ein dicker Mann auf der Empore krakeelt mit dramatischem Timbre: „Effe! Tue Buße und kehre um!“ und wirft noch schnell ein paar Zettel in die Menge, auf den viel von Jesus und reuiger Umkehr, wenig jedoch von Effe zu lesen ist. Das bleibt jedoch die Ausnahme an diesem Nachmittag und wenn es stimmt, was Verleger Lunkewitz später sagt, dass es nämlich keine schlechte PR gibt, dann hat auch der dicke Mann mit den Jesus-Zetteln seinen Teil zum großen Effe-Wunder beigetragen. Das Wunder in Zahlen. Die Erstauflage 250000 Exemplare, davon 120000 bereits vor Auslieferung verkauft, das dazu gehörige Hörbuch 50000 Exemplare, davon 27000 bereits verkauft. Lunkewitz verliest diese Zahlen und es schwingt mächtig Stolz mit, ganz so, als sei damit auch schon die Frage beantwortet, ob ein renommierter Verlag sich nicht auch um die Qualität seiner Bücher sorgen muss und nicht nur darum, dass sie sich prächtig verkaufen. Wirtschaftlich jedoch hat Lunkewitz aber alles richtig gemacht, das Buch ist vorbestellt und verkauft sich, auch weil schon eine Woche vorher die tollsten Stellen in der Bild vorveröffentlicht wurden, über Lothar Matthäus, den gehörnten Thomas Strunz und die geheimnisvollen Tätowierungen, die hinterher gar nicht mehr so geheimnisvoll waren, sondern eher schlampig gestochen. Doch das interessiert heute weniger, denn schon melden sich fachkundige Literatur-Experten von „Bunte Online“, vom Kölner Sender RTL und vom Berliner „Spreeradio“ mit drängenden Fragen zu den Tätowierungen und zur neuen Gattin. Und weil die ganze Veranstaltung live im Fernsehen und im Radio übertragen wird, sagen sie ganz deutlich, dass sie von der Bunten und vom Spreeradio sind. Damit es auch alle mitbekommen. Weil es ja keine schlechte PR gibt, Herr Lunkewitz muss es ja wissen. Mit Fußball und mit Literatur hat das wenig zu tun. Aber das ist nur Mäkelei, weil Stefan Effenberg sich darum nicht kümmert. „Ich steh über diesen Dingen“, sagt er und verschwindet durch den Seitenausgang.
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