Das Buch Effe - Fuball 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-14

Es ist ziem­lich schnell kein Durch­kommen mehr, in der Ber­liner Buch­hand­lung Duss­mann, kurz vor 14 Uhr. Zwanzig Kame­ra­teams, eben­so­viele Foto­grafen und dreimal soviele schrei­bende Jour­na­listen drängen sich im Par­terre des Kauf­hauses, denn heute stellt er sein Buch vor: Stefan Effen­berg, der es allen gezeigt hat, wie der Buch­titel gleich unmiss­ver­ständ­lich klar­ge­macht hat. Was genau Stefan Effen­berg allen gezeigt hat, wollen die Jour­na­listen wissen, vor allem aber wollen sie hüb­sche Bilder von Effen­berg. Mit dem Buch, mit dem Ver­leger Bernd F. Lun­ke­witz, mit Claudia Strunz. Und des­halb wird ziem­lich viel her­um­ge­schubst und gekeift, als Effen­berg schließ­lich das Podium betritt, die Haare zurecht gemacht und mit bedeu­tungs­schwan­gerem Spruch auf dem Jersey: Sei lieb“. Schwer iro­nisch ist das natür­lich und so schaut Effen­berg auch die ganze Zeit. Doch just, als Mode­rator Oliver Welke das Wort ergreifen möchte, ist plötz­lich Radau im Foyer. Ein dicker Mann auf der Empore kra­keelt mit dra­ma­ti­schem Timbre: Effe! Tue Buße und kehre um!“ und wirft noch schnell ein paar Zettel in die Menge, auf den viel von Jesus und reu­iger Umkehr, wenig jedoch von Effe zu lesen ist. Das bleibt jedoch die Aus­nahme an diesem Nach­mittag und wenn es stimmt, was Ver­leger Lun­ke­witz später sagt, dass es näm­lich keine schlechte PR gibt, dann hat auch der dicke Mann mit den Jesus-Zet­teln seinen Teil zum großen Effe-Wunder bei­getragen. Das Wunder in Zahlen. Die Erst­auf­lage 250000 Exem­plare, davon 120000 bereits vor Aus­lie­fe­rung ver­kauft, das dazu gehö­rige Hör­buch 50000 Exem­plare, davon 27000 bereits ver­kauft. Lun­ke­witz ver­liest diese Zahlen und es schwingt mächtig Stolz mit, ganz so, als sei damit auch schon die Frage beant­wortet, ob ein renom­mierter Verlag sich nicht auch um die Qua­lität seiner Bücher sorgen muss und nicht nur darum, dass sie sich prächtig ver­kaufen. Wirt­schaft­lich jedoch hat Lun­ke­witz aber alles richtig gemacht, das Buch ist vor­be­stellt und ver­kauft sich, auch weil schon eine Woche vorher die tollsten Stellen in der Bild vor­ver­öf­fent­licht wurden, über Lothar Mat­thäus, den gehörnten Thomas Strunz und die geheim­nis­vollen Täto­wie­rungen, die hin­terher gar nicht mehr so geheim­nis­voll waren, son­dern eher schlampig gesto­chen. Doch das inter­es­siert heute weniger, denn schon melden sich fach­kun­dige Lite­ratur-Experten von Bunte Online“, vom Kölner Sender RTL und vom Ber­liner Spre­e­radio“ mit drän­genden Fragen zu den Täto­wie­rungen und zur neuen Gattin. Und weil die ganze Ver­an­stal­tung live im Fern­sehen und im Radio über­tragen wird, sagen sie ganz deut­lich, dass sie von der Bunten und vom Spre­e­radio sind. Damit es auch alle mit­be­kommen. Weil es ja keine schlechte PR gibt, Herr Lun­ke­witz muss es ja wissen. Mit Fuß­ball und mit Lite­ratur hat das wenig zu tun. Aber das ist nur Mäkelei, weil Stefan Effen­berg sich darum nicht küm­mert. Ich steh über diesen Dingen“, sagt er und ver­schwindet durch den Sei­ten­aus­gang.

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